Die deutschen Bundesländer Bayern und Hessen stimmen am Sonntag in Regionalwahlen ab, die weitgehend als Testfall für das sich verändernde politische Landschaft Deutschlands angesehen werden. Die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) wird voraussichtlich in beiden Bundesländern Zugewinne verzeichnen, obwohl die meisten anderen großen Parteien eine Zusammenarbeit mit ihr ausgeschlossen haben. Die Wahlen am Sonntag werden voraussichtlich keine drastischen Ergebnisse bringen, aber sie werden zeigen, wie stark die AfD in den Regionen ist.
In Hessen, der Heimat von Frankfurt, dem Finanzzentrum Deutschlands, droht die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung einen Schlag gegen Scholz’ Koalition zu liefern. Obwohl die regionalen Wahlen die Bundespolitik nicht direkt beeinflussen werden, könnten sie ein besorgniserregendes Signal für die Unterstützung der SPD-geführten Regierung von Scholz in Hessen vor der nächsten Bundestagswahl sein. Die bayerische Wirtschaftsministerin war kürzlich in einen Antisemitismusskandal verwickelt, der Deutschland erschütterte und Rücktrittsforderungen auslöste.
Bayern, Deutschlands größtes Bundesland und eine konservative katholische Region, steht vor ähnlichen Problemen wie der Rest des Landes: Migration, steigende Energiekosten und eine schwache Wirtschaft. Ministerpräsident Markus Söder von Bayern hofft, seine bestehende Koalition aus CSU und Freien Wählern bei den Wahlen am Sonntag zu behaupten, während die AfD voraussichtlich einen neuen Rekordanteil an den Stimmen erreichen wird. Die CDU, als traditionell konservative Partei bekannt, hat sich in den letzten Jahren angesichts der liberaleren Politik der AfD oft in der Kritik befunden.
Die Freien Wähler in Bayern, eine relativ neue Partei, die 1998 gegründet wurde, sind im Laufe der Jahre populärer geworden und haben sich als wichtiger Akteur in der bayerischen Politik etabliert. Während die Partei in einen Antisemitismus-Skandal verwickelt war, konnte sie laut aktuellen Umfragen dennoch Zuwächse verzeichnen. Die Grünen sind eine weitere Partei, die in Bayern an Boden gewinnt, obwohl sie in einem konservativen Bundesland traditionell weniger beliebt sind. Kreuzer schloss eine Koalition mit den Grünen vor der Wahl aus.
Die Wahlen in Hessen werden vom Rest des Landes mit Interesse verfolgt, insbesondere weil Innenministerin Faeser im Namen der SPD für das Amt des Gouverneurs kandidiert, obwohl sie gleichzeitig als oberste Sicherheitsbeauftragte des Landes fungiert. Die SPD war früher eine Hochburg in Hessen, das derzeit von der CDU in Koalition mit den Grünen regiert wird. Faesers Chancen darauf, die erste Gouverneurin von Hessen zu werden, bleiben unklar.