Im Jahr 1923 hatten in den meisten Teilen Europas die Schüsse aufgehört. Eine Gruppe junger Akademiker in Deutschland sah jedoch das Potenzial für eine Katastrophe in der gesellschaftlichen Umwälzung nach dem Ersten Weltkrieg und glaubte, dass ein Institut für Sozialforschung notwendig sei, um dieser Herausforderung zu begegnen. Felix Weil, Max Horkheimer und Friedrich Pollock hatten bereits in den frühen Jahren des Jahrzehnts die Idee, ein solches Institut in Frankfurt zu gründen. Sie strebten eine Einrichtung an, die sowohl theoretische als auch empirische Forschung über die Gesellschaft betreibt, um ein humaneres und gerechteres Modell für die Zukunft zu finden.
Carl Grünberg, der erste Direktor des Instituts, gab diesem offiziell eine marxistische Ausrichtung. Grünbergs rigorose Benennung des Forschungsprogramms, das auf Marx verwies, nahm viele Konservative in und um die Universität Frankfurt überrascht. Das Institut begann seine öffentlichen Aktivitäten im Jahr 1923 mit der “Ersten Marxistischen Arbeitswoche”, an der viele junge sozialistische Intellektuelle aus ganz Europa teilnahmen. Unter der Leitung von Max Horkheimer als nächstem Direktor wurde die Zeitschrift für Sozialforschung gegründet, die in den 1930er Jahren wichtige akademische Debatten leitete.
Das Institut und seine Umgebung wurden immer vorsichtiger, als sie mit ihren Studien feststellten, dass ein erheblicher Teil der Arbeiterklasse sich nicht mit der Idee einer sozialistischen Revolution, sondern mit konservativen politischen Ansichten identifizierte. Die Jahre im Exil waren von enormer Produktivität geprägt und führten zur Entstehung wichtiger Werke der kritischen Theorie wie der “Dialektik der Aufklärung”. Nach dem Krieg musste das Institut entscheiden, ob es in den USA bleiben oder nach Frankfurt zurückkehren sollte. Es entschied sich, zum gegenwärtigen Institut zu werden, das die alte kritische Theorie verbindet und sich in den kommenden Jahren mit einer neuen Forschungsagenda kritisch mit der Vergangenheit des Instituts auseinandersetzt.