Die Bildungswissenschaftlerin Yandé Thoen-McGeehan hat soeben ihren ersten Roman “Weiße Wolken” veröffentlicht, in dem drei Protagonisten auf sehr unterschiedliche Weise mit den Widersprüchen der heutigen Gesellschaft konfrontiert werden. Thoen-McGeehan hat den Roman geschrieben, während sie sich am Goethe-Universität Frankfurt mit talentierten Autoren umgeben hat. Dabei bediente sie sich nicht des üblichen Ansatzes, den man in Frankfurt, einem Zentrum der deutschen Literaturszene, erwarten würde.
Obwohl Thoen-McGeehan als Neuautorin von Belletristik betrachtet werden kann, zeigt ihre Arbeit dennoch eine gewisse Poetologie. Als Therapeutin hört sie viel zu, notiert die Geschichten, die ihr erzählt werden, und ringt mit ihnen, da viele auch etwas in ihrem eigenen Leben berühren. Eines ihrer Forschungsgebiete am Institut für Sonderpädagogik der Goethe-Universität Frankfurt ist die Psychoanalyse, die sie in Bezug auf Mutterschaft und Migration kritisch hinterfragt.
Thoen-McGeehan hat ein Buch geschrieben, das sich mit verschiedenen Diskursen auseinandersetzt und sie in die Handlung integriert, ohne den Roman in eine wütende Streitschrift zu verwandeln, sondern ihn insgesamt als sehr amüsante und ironische Beschreibung eines Milieus macht, in dem sich viele junge und junggebliebene Akademiker wahrscheinlich wiedererkennen.
Ein Konzept, mit dem sich Thoen-McGeehan in ihrer Forschung befasst hat, ist das des ‘Othering’, zum Beispiel wenn weiße Psychoanalytiker mit Migranten sprechen und über sie nachdenken. Thoen-McGeehan betrachtet, wie und ob sie in diesem Prozess ihre eigenen, gesellschaftlich verachteten und unangenehmen Schuldgefühle projizieren.
Die Beziehung zwischen Thoen-McGeehans persönlichem Leben und der fiktiven Geschichte in ihrem Roman ist komplex, aber sie sieht das nicht unbedingt als problematisch. Trotzdem wählte sie einen anderen Künstlernamen für das Buch. Ihre eigene Erfahrung fand sie sehr bereichernd, als sie erst später im Leben die große Familie ihres Vaters in Senegal traf. Thoen-McGeehan betrachtet die komplexe Beziehung zwischen Wirklichkeit und Fiktion sowie die Freiheiten, die sich aus ihnen ergeben können, mit Humor und Offenheit.