Ein purpurfarbener Teppich säumt den Weg ins Innere des gehobenen Palastes im eleganten Westend von Frankfurt: Der Herrensalon mit holzverkleideten Wänden, Kronleuchtern und Hirschgeweihen sieht aus wie aus einer anderen Ära. Über dem roten Marmorkamin hängt ein Gemälde einer alten Eiche mit einer Schlange darum gewickelt.
Das Motto des 100 Jahre alten Herrenclubs Frankfurter Gesellschaft, der regelmäßig in den prächtigen Sälen der Villa Bonn tagt, lautet: “Wie die Glut die Glut nährt, wie das Feuer das Feuer entzündet, so lernt der Mensch vom Menschen im Gespräch.” Die Atmosphäre einer Elite-Herrenvereinigung ist spürbar.
Die Mitglieder gelten als exklusive Gesellschaft des Who’s who der Frankfurter High Society: Banker, Anwälte, Akademiker, Politiker und Künstler. Unter ihnen sind beispielsweise Christoph Franz, CEO von Lufthansa und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Schweizer pharmazeutischen Gruppe Roche. Auch Jürgen Jeske, ehemaliger Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder Josef Ackermann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, sollen Mitglieder sein, obwohl dies nicht bestätigt wurde. Denn die Liste der über 600 Mitglieder ist streng geheim.
Frauen war bisher der Zugang zur Frankfurter Gesellschaft verwehrt, es sei denn, sie nahmen an Abendessen oder anderen Veranstaltungen in Begleitung ihrer erfolgreichen Ehemänner teil. Nur eine Frau schaffte es in die Reihen der exklusiven Gesellschaft, die ehemalige Frankfurter Bürgermeisterin Petra Roth. Seit ihrer Amtsübernahme im Jahr 1995 wurde intensiv darüber diskutiert, ob der Club eine Frau aufnehmen sollte. Schließlich wurde eine Ausnahme gemacht, was zu Roths berühmtem Ausspruch führte: “Ich bin das einzige Mitglied hier ohne Mitglied.”
Der jahrelange Diskurs über die Zulassung von Frauen führte 2015 zu einer Abstimmung, bei der die notwendige Dreiviertelmehrheit erlangt wurde. Allerdings wurde die tatsächliche Öffnung des Clubs für das andere Geschlecht durch eine Klage eines langjährigen Mitglieds verzögert. Seit die Regeln des Clubs für die Mitgliedschaft geändert wurden, wurden mehrere Frauen aus der Geschäfts- und Kunstwelt aufgenommen.