Der angeblich rechtsextreme Alexander Horst M. stand am Mittwoch in Frankfurt vor Gericht, angeklagt, dutzende bedrohliche E-Mails und Nachrichten an öffentliche Persönlichkeiten unter dem Namen “NSU 2.0” geschickt zu haben, anscheinend in einem Versuch, das Erbe der neonazistischen Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) anzunehmen. Der NSU verübte mehrere Nagelbombenanschläge und ermordete mindestens 10 Personen zwischen 2000 und 2007, bevor er 2011 enttarnt wurde. Sein einzig bekanntes überlebendes Mitglied, Beate Zschäpe, wurde 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Angeklagte Alexander Horst M. soll zwischen August 2018 und März 2021 bedrohliche E-Mails und Nachrichten an prominente Politiker, Anwälte, Journalisten und Entertainer geschickt haben, die Todesurteile, rassistische Beleidigungen und Hassreden enthielten. Einige Nachrichten enthielten auch Bombendrohungen gegen das Frankfurter Landgericht und eine Schule, die nach dem 2018 von einem Neonazi ermordeten Politiker Walter Lübcke benannt ist. Es wurden jedoch keine Sprengstoffe gefunden. Mehrere Empfänger dieser Nachrichten werden im Prozess aussagen, darunter auch Politiker der Linken. Die Anklage lautet auch auf Körperverletzung eines Polizisten und Besitz von Kinderpornografie.
Die Leiterin der Linken-Partei Janine Wissler gehört zu den Opfern, denen Todesdrohungen zugesandt wurden. Es besteht der Verdacht, dass Polizeibeamte dem Angeklagten private Informationen zugespielt haben könnten, da die Briefkampagne mit dem Fund einer rechtsextremen Chatgruppe bei der hessischen Polizei zusammenfiel. Eine der Hauptzeugen im Prozess ist die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz, die mehrere Opfer des NSU vertreten hat und selbst mehrere Todesdrohungen vom “NSU 2.0” erhalten hat. Der Prozess soll bis Ende April dauern, jedoch werden weitere Verhandlungstermine erwartet.