Der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed bleibt weiterhin im Rampenlicht, nachdem er Frieden mit Eritrea geschlossen und ein schlankes 20-köpfiges Kabinett ernannt hat, in dem ungewöhnlicherweise fünfzig Prozent der Posten an Frauen gingen. Ein paar Tage später wählte das Parlament Sahle-Work Zewde zur ersten weiblichen Präsidentin des Landes. Abiy hat ein gewaltiges Projekt des Nationenaufbaus gestartet, das ihm Lob auf der ganzen Welt eingebracht hat. Nach einem Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel als einer von 12 afrikanischen Führern im Rahmen der “Compact with Africa”-Initiative, sprach Abiy am Mittwoch vor Zehntausenden seiner Landsleute in Frankfurt.
In einer Frankfurter Arena versammelten sich Zehntausende von Äthiopiern, um Premierminister Abiy zuzuhören. Viele von Abiys Unterstützern in Frankfurt erklärten, warum sie dort waren: “Zum ersten Mal in der Geschichte Äthiopiens haben wir eine sehr demokratische Führung. Alle Äthiopier, die die Reformen der neuen Regierung unterstützen, sind heute hier”, sagte ein Mann. Abiy selbst fordert von den im Ausland lebenden Äthiopiern etwas: Er möchte, dass sie aktiv am Aufbau eines neuen Äthiopiens teilnehmen und nicht nur im Ausland kritisieren. Trotz der Reformen gibt es weiterhin Gewalt.
Abiy wurde von der internationalen Gemeinschaft für seine Bemühungen gelobt, einen starren Staat zu reformieren und Menschenrechte und Demokratie zu fördern. Viele Außenstehende scheinen zu glauben, dass Abiy nichts falsch machen kann. Trotz der Kritik wächst die Begeisterung für Abiy unter seinen Landsleuten. Die Liberalisierung, die Abiy eingeleitet hat, hatte den Effekt, alte Konflikte über Land, Ressourcen und lokale Macht sowie ethnische Spaltungen offenzulegen. Kritiker sagen, der Premierminister meide es, das Thema anzugehen, aus Angst, seine Machtbasis zu verärgern. Es ist nicht so, dass Abiy nicht sein Bestes gibt, aber es ist wichtig, dass mehr Autorität den Regionen und staatlichen Institutionen übertragen wird, um die vielen Probleme des Landes zu bewältigen.