Die Ausstellung im Museum of Modern Art in New York im Jahr 1937 umfasste 150 Aquarellkopien prähistorischer Felsmalereien und Gravuren, die von Alfred H. Barr Jr., dem Direktor des Museums, ausgewählt wurden. Obwohl solche Arbeiten im Gegensatz zur “modernen Kunst” zu stehen scheinen, betonte Barr, dass es eine Verbindung gebe und stellte die Aquarelle im Museum in der West 53rd Street neben Werken von Miró, Arp, Klee und anderen aus.
Die Aquarelle wurden von 1904 bis 1935 von Assistenten gemalt, die für den deutschen Ethnologen Leo Frobenius auf Reisen nach Südafrika, der Sahara, Skandinavien, Frankreich, Spanien und Australien arbeiteten. Mit der Entwicklung der Fotografie gerieten solche Kopien jedoch in Verruf bei Forschern und wurden nach Frobenius’ Tod 1938 auf den Dachboden seines ehemaligen Hauses in Frankfurt verbannt.
Die Aquarelle wurden in den frühen 2000er Jahren vom Frobenius-Institut, das Frobenius 1925 in Frankfurt gründete, entdeckt. Nun sind 100 der Gemälde bis zum 16. Mai in einer Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin mit dem Titel “Kunst der Vorzeit: Felsmalereien aus der Frobenius-Sammlung” zu sehen.
Die Ausstellung in Berlin zollt den weitgehend unbekannten Künstlern hinter den Werken Tribut. Die jungen Frauen aus prominenten Frankfurter Familien, die Frobenius auf seinen Expeditionen begleiteten und die Arbeiten anfertigten, spielten eine wichtige Rolle in der Kunstgeschichte, indem sie den Geist der Original-Felsmalereien präzise und künstlerisch wiedergaben.
Die größten Werke sind über sechs Fuß groß und über 35 Fuß lang, darunter ein Wandgemälde aus Lesotho aus dem Jahr 1929, das Jäger zeigt, die eine Herde Antilopen verfolgen. Ein weiteres großes Werk aus einer Höhle in Indonesien zeigt die Umrisse von Händen und Füßen in tiefen Pflaumentönen und Schiefergrau.
Frobenius kämpfte ständig um Finanzierung für seine Ausstellungen, da er Kulturen, die damals im Westen als “primitive” oder “naiv” betrachtet wurden, validierte. Trotzdem sorgten die Aquarelle dafür, dass die Felsmalereien und Gemälde prähistorischer Kulturen aus fernen und schwer zugänglichen Orten den westlichen Betrachtern näher gebracht wurden.