Im 21. Jahrhundert ist die Wildnis eher mythologisch als real, mit sehr wenigen Flecken auf der Weltkarte, die nicht von der menschlichen Zivilisation gestört wurden. Als Reaktion darauf hat die Schirn Kunsthalle in Frankfurt eine gesamte Ausstellung der zunehmend überholten Vorstellung von “Wildnis” gewidmet, mit Werken, die über ein Jahrhundert Kunst umfassen, darunter Gemälde, Fotografien und Computersimulationen.
Ein Großteil der ausgestellten Kunst stammt aus der Hochzeit der Industrialisierung, als ein gesteigertes Verlangen nach unberührter Wildnis bestand. Laut dem Direktor der Schirn Kunsthalle, Philipp Demandt, wurde die makellose Natur lange Zeit im Gegensatz zur “übermäßig kontrollierten” Welt der Menschheit gehalten. Doch der Begriff Wildnis hatte auch lange Zeit negative Konnotationen, die mit “Dunkelheit und Gefahr” in Verbindung gebracht wurden, z.B. mit Künstlern, die oft hohe Berge, steile Felsformationen, dunkle Wälder und Wasserfälle darstellten.
Die Kuratorin des Museums, Esther Schlicht, reiste in die USA, nach Afrika und ganz Europa, um die 34 Werke von Künstlern aus verschiedenen Epochen zu finden, die nun in der Schirn Kunsthalle präsentiert werden. Zeitgenössische Künstler nehmen oft einen anderen Standpunkt ein als impressionistische Landschaftsmaler der Vergangenheit, da sie oft eine kritischere Haltung zur Zivilisation einnehmen und manchmal deutlich politisch Stellung beziehen. Viele Künstler haben bewusst ihre Studios verlassen, um in der Wildnis zu malen, andere wurden während ihrer Reisen von der unberührten Natur inspiriert.
Die Ausstellung “Wildnis” präsentiert Kunstwerke von 1900 bis heute, mit 30 Künstlern wie Tacita Dean, Mark Dion, Jean Dubuffet, Max Ernst, Asger Jorn, Georgia O’Keeffe, Gerhard Richter, Frank Stella, Thomas Struth, Henri Rousseau und Carleton E. Watkins. Die Ausstellung läuft vom 2. November bis 3. Februar 2019.