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Saturday, February 22, 2025

Deutsche Jazz Festivals – Eine Einführung ~ The Free Jazz Collective

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Diese Woche werden deutsche Jazzfestivals von 1969 bis heute überprüft, mit einem abschließenden Rückblick auf ein kürzlich stattgefundenes Festival. Die Rolle des Jazz im Nachkriegs-Westdeutschland ist sowohl musikalisch als auch kulturell interessant. In den frühen Jahren gab es nur wenige Veröffentlichungen zur Entwicklung des Jazz, da Jazz (und später Rock’n’Roll) von den meisten Westdeutschen immer noch als “Negermusik” angesehen wurde, ein abwertender Begriff. Im Gegensatz dazu wird Jazz heute als vielfältige und anspruchsvolle Kunstform angesehen, die mit interkulturellem Verständnis, Improvisation, freiem Ausdruck, der Integration von Weltmusik und anderen Idealen verbunden ist, die für die kulturelle Identität eines wiedervereinigten Deutschlands zentral sind.

In den 1950er Jahren versuchten Personen wie der “Jazzpapst” Joachim-Ernst Berendt, Jazz als ernsthafte musikalische Kunstform zu etablieren, auf der gleichen Ebene wie klassische Musik. Er führte Jazz auf den Donaueschinger Musiktagen ein, einer Hochburg der Nachkriegs-Klassik-Avantgarde. Auch die Einrichtung reiner Jazzfestivals spielte eine wichtige Rolle. Das erste war das Deutsche Jazzfestival in Frankfurt von 1953, das als Schaufenster für die besten deutschen Jazzmusiker präsentiert wurde. In den 1950er Jahren spielte jeder wichtige deutsche Jazzmusiker auf dem Festival. Es war ein perfektes Symbol für das “Wirtschaftswunder”, als die Deutschen versuchten, die Nazi-Jahre hinter sich zu lassen und die Ergebnisse ihres neuen Wohlstands zu genießen.

Die Wochen des Jazz in Frankfurt sind ein weiteres wichtige Ereignis in der Geschichte des deutschen Jazz. Initiator war Friedrich Kühne, enger Freund von Joe Zawinul, der wiederum als Musiker beim ersten Wochen des Jazz in den 50er Jahren spielte. Durch einen Ausbildungsplan für junge Musiker wollte man beim Wochen des Jazz frühzeitig Talente fördern und bekannt machen. Der planmäßige Konzertbesuch von Schulen spielte eine tragende Rolle, so dass 2019 bereits mehrere tausend Schülerinnen und Schüler, aber auch Jazzfans, mit dabei waren. Im Mittelpunkt stand immer das Ziel, den Jazz und vor allem die jungen Musiker zu fördern.

Das Berliner Jazzfestival wurde beispielsweise 1964 von Nicolas Nabokov, dem Direktor der Berliner Festwochen, einem kulturellen Festival für Film, Kunst, Literatur, Theater und Musik, ins Leben gerufen. Ursprünglich als einmaliges Event geplant, war das Jazzfest Berlin ein großer Erfolg, was Berendt und seine Mitstreiter dazu brachte, das Berliner Stadtrat zu bitten, ein dauerhaftes unabhängiges Jazzfestival einzurichten. Es hat noch immer den Ruf, die Avantgarde und das Traditionelle zusammenzubringen und hat eine wichtige Rolle bei der Etablierung des Jazz als Teil der deutschen Kultur gespielt. Die wesentliche Frage, mit der die deutsche Jazzgemeinschaft konfrontiert war, war jedoch nicht mehr, ob Jazz Kunst sei, sondern wie er seinen eigenen bedeutenden Beitrag leisten könnte.

In den 1970er Jahren spielten auch Radiosender eine wichtige Rolle. 1966 gründete Joachim-Ernst Berendt das Free Jazz Meeting in Baden-Baden (später das New Jazz Meeting Baden-Baden), das von SWF, einem Sender im Südwesten Deutschlands (jetzt SWR), organisiert wurde. Es gab öffentliche Konzerte und Proben, Auftragsarbeiten und Übertragungen, manchmal bis zu 400 Minuten Musik. Ein herausragendes Beispiel ist die Aufnahme des Globe Unity Orchestra von 1975, von der Teile auf einer FMP-CD verfügbar sind. Es war eine Zeit, in der Festivals für freie Musik vom Publikum finanziert wurden, und es gab ein begeistertes Publikum. Andere wichtige Festivals waren das Moers Festival, das kurzlebige Holy Hill in Heidelberg, mehrere Festivals in Wuppertal, und später “360° – Spielraum für Ideen”, “Grenzüberschreitungen” und Festivals auf der Burg Altena und Balver Höhle, beide in der Region Sauerland, östlich von Köln.Das Wuppertal Free Jazz Workshop war ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Jazzszene und trug dazu bei, einen Raum für freie Musiker zu schaffen.

Zusammenfassend spiegeln die deutschen Jazzfestivals der letzten 60 Jahre sowohl die Veränderungen in der deutschen Gesellschaft und Kultur wider als auch ihren eigenen Beitrag dazu. Die Zukunft der Festivals ist jedoch ungewiss, da in Zeiten drastischer Kürzungen bei der kulturellen Förderung in Deutschland kaum noch Festivals ausschließlich dem freien Jazz gewidmet sind. Nur das Moers Festival hat bisher überlebt.

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