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Ergebnisse der Safe School Hesse Studie (09.04.2021)

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Echtzeit-Polymerasekettenreaktion (RT-PCR) von einem nasopharyngealen Abstrich, der von einem Fachpersonal entnommen wurde, ist der Goldstandard für die Demonstration einer aktiven SARS-CoV-2-Infektion. Schnellantigentests sind auch verfügbar und bieten Point-of-Care-Tests innerhalb von Minuten. Hinsichtlich Sensitivität und Spezifität sind sie der PCR unterlegen. Dennoch kann ihre Sensitivität ausreichen, um die meisten symptomatischen Fälle von SARS-CoV-2 zu erkennen, insbesondere wenn der Test in kurzen Intervallen wiederholt wird (High-Frequency-Testing). Der Test ist in der Regel einfach durchzuführen und kann von einer ungeschulten Person mit einem selbstentnommenen vorderen Nasenschwamm durchgeführt werden.

Im Rahmen der Safe School Hessen-Studie, die vom hessischen Ministerium für Bildung und vom hessischen Ministerium für Integration und Soziales finanziert und in Auftrag gegeben wurde, wurden Lehrer in zwei ländlichen Kreisen und einer Stadt in Hessen dazu eingeladen, sich mit einem SARS-CoV-2-Schnellantigentest (R-Biopharm, Darmstadt) selbst zu testen. Der Test wurde mit einem selbstentnommenen vorderen Nasenschwamm durchgeführt und von den Lehrern zu Hause und unbeaufsichtigt alle 48 Stunden über den 7-wöchigen Studienzeitraum durchgeführt, analysiert und dokumentiert. Sowohl schriftliche als auch Videoanleitungen wurden bereitgestellt, um den Test durchzuführen. Proben, bei denen die Lehrer positive oder unklare Ergebnisse meldeten, wurden mittels RT-PCR am Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt untersucht. Die Studienteilnehmer wurden gefragt, ob sie während des Studienzeitraums durch einen anderen Test außerhalb der vorliegenden Studie eine SARS-CoV-2-Infektion festgestellt hatten und ob sie Schwierigkeiten beim Testdurchführen hatten.

Insgesamt nahmen 711 Lehrer von 86 Schulen an der Studie teil, von denen 635 (89,3%) Aufzeichnungen einreichten, was die Auswertung von 11 385 Schnellantigentests ermöglichte. 21 positive Antigentests wurden mittels RT-PCR überprüft. In 5 Fällen wurde eine SARS-CoV-2-Infektion bestätigt (wahres positives Ergebnis). Hohe virale Lasten wurden im Ct-Bereich von 17,6 bis 20,2 festgestellt, was mit der In-vitro-Infektiosität assoziiert ist. Ein Lehrer hatte zum Zeitpunkt des Tests eine präsymptomatische SARS-CoV-2-Infektion und vier Lehrer hatten bereits Symptome, die zum Teil unspezifisch waren. Keine asymptomatischen Infektionen wurden festgestellt. In 16 Fällen wurde eine SARS-CoV-2-Infektion durch die RT-PCR ausgeschlossen (falsch-positiver Antigentest). Häufig war der allererste Antigentest positiv, was auf das Vorhandensein eines persistierenden Wirtsfaktors in der Nasenschleimhaut der Studienteilnehmer hinweisen könnte. Letztendlich wurden sieben falsch reaktive Proben auf Staphylococcus aureus getestet, und in 6 von 7 Proben wurde S. aureus nachgewiesen. In vier Fällen wurde eine PCR-bestätigte SARS-CoV-2-Infektion aus externen Quellen gemeldet, jedoch laut den Teilnehmern nicht durch ihre Antigen-Tests nachgewiesen.

Die Selbsttests von Lehrern ermöglichten eine frühzeitige Erkennung von SARS-CoV-2-Infektionsfällen und könnten so möglicherweise die Übertragung im schulischen oder häuslichen Umfeld verhindern. Von allen positiven Antigentests waren 76,2% falsch-positiv. Dies bedeutet, dass positive Antigentests frühzeitig überprüft werden sollten, um potenzielle Verwirrung und unnötige Isolierungsmaßnahmen zu minimieren. Ein Antigentest mit optimierter Spezifität in Kombination mit hoher Sensibilität sollte verwendet werden. Die Studie ergab, dass Tests besonders effektiv waren, wenn Symptome vorlagen, die unspezifisch und in der allgemeinen Bevölkerung weit verbreitet waren, und wenn die lokale Inzidenz hoch war.

Die Ergebnisse der Studie sind auch als Preprint verfügbar: www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.11.02.20223859v1

Sebastian Hoehl*, Barbara Schenk*, Olga Rudych, Stephan Gttig, Ivo Foppa, Niko Kohmer, Onur Karaca, Tuna Toptan, Sandra Ciesek

*Diese Autoren teilen sich die Autorenschaft.

Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Goethe-Universität Frankfurt am Main (Hoehl, Schenk, Rudych, Kohmer, Karaca, Toptan, Ciesek) Sandra.Ciesek@kgu.de

Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Goethe-Universität Frankfurt am Main (Gttig)

Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG), Abteilung I (Gesundheitsschutz) (Foppa)

Deutsches Zentrum für Infektionsforschung, DZIF, externer Partnerstandort Frankfurt (Ciesek)

Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), Zweigstelle für Translationale Medizin und Pharmakologie, Frankfurt (Ciesek)

Interessenskonflikterklärung Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Übersetzt aus dem Originaldeutschen von Kersti Wagstaff.

Manuskript erhalten am 17. Februar 2021, überarbeitete Fassung akzeptiert am 11. März 2021

Zitieren Sie dies als: Hoehl S, Schenk B, Rudych O, Gttig S, Foppa I, Kohmer N, Karaca O, Toptan T, Ciesek S: Hochfrequenz-Selbsttestung von Lehrern auf SARS-CoV-2 mit einem Schnellantigentest: Ergebnisse der Safe School Hessen-Studie. Dtsch Arztebl Int 2021. 118: 2523. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0187

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