Kieran Durkin beschreibt in seinem Artikel die Bedeutung und Rolle von Erich Fromm und Max Horkheimer in den frühen Jahren des Instituts der Frankfurter Schule. Obwohl viele Geschichtsschreibungen die Bedeutung von Fromm herabzusetzen scheinen, war er gemeinsam mit Horkheimer einer der führenden theoretischen Köpfe des Instituts. Fromm hatte Horkheimer wahrscheinlich während seiner Ausbildung zum Psychoanalytiker am Berliner Psychoanalytischen Institut kennengelernt, wo er sich mit der Anwendung der Psychoanalyse auf soziale Themen befasste.
Während Fromm sich bereits zu dieser Zeit mit sozialen Anwendungen der Psychoanalyse beschäftigte, kam Horkheimer erst durch Fromm mit der Psychoanalyse in Berührung. In seiner Antrittsrede als Direktor des Instituts sprach Horkheimer von einer interdisziplinären Verbindung von Sozialphilosophie und den empirischen Wissenschaften, insbesondere der Vermischung von Marxismus und Psychoanalyse, an der beide maßgeblich beteiligt waren. Das Institut ging daran, Marx’ Philosophie auf sozialer Ebene zu erweitern und untersuchte die Verbindungen zwischen ökonomischem Leben, psychologischer Entwicklung und kulturellen Veränderungen.
Eine der ersten Aufgaben, die Horkheimer Fromm übertrug, war die innovative Studie über deutsche Arbeiter, um die Verbindung zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und politischem Engagement zu untersuchen. Sie wollten die Beziehung zwischen sozialistischen oder demokratischen Sympathien und unbewussten autoritären Einstellungen erforschen. Die Studie war wegweisend und zeigte, dass etwa 10 Prozent der Teilnehmer als autoritär eingestuft wurden und 15 Prozent demokratisch oder humanistisch waren, während 75 Prozent dazwischen lagen. Fromm und sein Team prognostizierten, dass die Autoritären die Nazis unterstützen würden, während die Demokraten und Humanisten sie wahrscheinlich bekämpfen würden.
Obwohl die Studie einige methodologische Mängel aufwies, war sie erstaunlich vorausschauend und lieferte wichtige Erkenntnisse über Autoritarismus. Neben der Betrachtung des Autoritarismus auf der politischen Rechten verdeutlichte sie auch autoritäre und misogynistische Tendenzen auf der politischen Linken. Die Studie verdeutlichte, wie wichtig es war, sich aktiv gegen autoritäre Strömungen zu positionieren und eine demokratische Haltung zu vertreten.