Die fünf größten US-Investmentbanken planen, innerhalb von zwei Jahren Hunderte von Schlüsselmitarbeitern von London nach Frankfurt zu verlegen, wie der Cheflobbyist der Stadt Reuters mitteilte. Dieser Schritt könnte die Rolle Deutschlands im globalen Finanzwesen stärken. Hubertus Vaeth, der seit dem Brexit-Referendum im letzten Jahr die Stadt bei Banken bewirbt, erwartet einen signifikanten Teil ihrer Operationen in Frankfurt zu sehen. Er prognostiziert, dass über 1.000 Arbeitsplätze von JP Morgan, Morgan Stanley, Goldman Sachs, Citigroup und Bank of America bis zum Ende der Brexit-Verhandlungen in Frankfurt sein werden.
Frankfurt konkurriert mit anderen Finanzzentren wie Dublin, Paris und Luxemburg, die ebenfalls Banken anlocken wollen, die einen Standort in der Europäischen Union suchen. Die Stadt wirbt als stabiler Standort für Banken, während die deutsche Regierung und Politiker diskret diejenigen begrüßen, die umziehen wollen. Angesichts der politischen Unsicherheiten nach den Wahlen in Großbritannien und den Verhandlungen zwischen Theresa May und Brüssel, erscheint Deutschlands ruhiges Image für viele Manager als attraktiv.
Vaeth erklärte, dass Dublin ebenfalls von den Banken profitieren wird, allerdings hauptsächlich in administrativen oder Backoffice-Funktionen. Er berichtete auch, dass 20 Banken derzeit fortgeschrittene Gespräche mit den Regulierungsbehörden über eine Lizenz in Deutschland führen. Obwohl einige Banken ihre Pläne noch nicht abgeschlossen haben, scheint Frankfurt die bevorzugte Wahl für Morgan Stanley und Goldman Sachs zu sein.
Für JP Morgan scheint die Entscheidung noch nicht vollkommen klar zu sein, während Bank of America bereits enge Beziehungen zu Dublin hat und dort noch immer eine Lizenz besitzt. Irland setzt sich weiterhin für Dublin ein und bleibt eine Option für Operatio
nen, die Morgan Stanley eventuell verlagern wird. Paris hingegen, obwohl derzeit von Präsidentschaftswahlen abgelenkt, hofft ebenfalls auf neue Geschäfte. Christian Noyer, der ehemalige französische Zentralbankchef, der damit beauftragt ist, Paris bei Banken zu bewerben, wird später in diesem Monat nach New York reisen, um die Vorteile des Standorts darzulegen.