Die Organisatoren der Free Deniz-Kampagne eröffneten am Sonntag die Lesung im Schauspielhaus Frankfurt mit einem Appell an die deutsche Regierung, mehr zu tun, um die Freiheit von Yucel zu sichern. Doris Akrap von der deutschen Tageszeitung Die Tageszeitung sagte vor dem 800-köpfigen Publikum: “Wir müssen jetzt über Wirtschaftssanktionen nachdenken, das ist der einzige Druck, den der türkische Präsident Erdogan versteht.” Prominente Schriftsteller, Schauspieler und andere deutsche Persönlichkeiten traten während der zweistündigen Matinee auf, um Auszüge aus Yucels Berichterstattung zu verschiedenen Themen vorzulesen, wie Rechtspopulismus, deutschem Fußball und politischen Entwicklungen in der Türkei. Der 43-jährige Korrespondent der Berliner Tageszeitung Die Welt sitzt seit Ende Februar in Istanbul im Gefängnis, unter anderem wegen Anstiftung zum Hass und der Produktion terroristischer Propaganda für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans – Vorwürfe, die er bestreitet.
Zu den weiteren Rednern gehörten die erfahrene Journalistin Carolin Emcke, Yucels Schwester Ilkay und der Satiriker Jan Böhmermann, der mehrere Briefe vorlas, die Yucel aus seiner Gefängniszelle geschrieben hatte. Der TV-Moderator beendete die Lesung mit einer Fassung des deutschen Volksliedes aus dem 18. Jahrhundert “Die Gedanken sind frei”. Auch Böhmermann geriet letztes Jahr mit der türkischen Regierung in Schwierigkeiten, nachdem er ein anzügliches Gedicht über Erdogan live im deutschen Fernsehen rezitiert hatte. Der Vorfall löste eine diplomatische Krise zwischen Deutschland und der Türkei aus. “Die Türkei ist auf dem Weg, ein totalitärer Schurkenstaat zu werden,” sagte ein weiterer Redner, der Direktor des deutschen Buchhandels- und Verlegerverbandes Alexander Skipis, und fügte hinzu, dass mehr als 130 Journalisten und Autoren in der Türkei im Gefängnis sind. Viele wurden nach dem gescheiterten Putschversuch des letzten Jahres festgenommen. Die Free Deniz-Kampagne plant, ähnliche Lesungen zur Solidarität mit Yucel in München und Köln abzuhalten. Verfolgen Sie den Hashtag – #FreeDeniz.