Ein Mann in seinen frühen Dreißigern, der zuvor in London gelebt hat und seit einigen Jahren im Finanzdienstleistungssektor in Frankfurt arbeitet, zeigt die Unterschiede zwischen den beiden Städten. In Frankfurt steht er in der Nähe des Finanzviertels vor einem Pub namens Mutter Ernst und vergleicht die ruhige Atmosphäre mit dem lebhaften Treiben in London. In London wären zu dieser Zeit junge Banker draußen, rauchend, trinkend und lachend, während Frankfurt um sechs Uhr abends verlassen wirkt.
Der Mann betont, dass Frankfurt wie der ruhigere und weniger ausgelassene Cousin von London sei, obwohl die Stadt im 15. Jahrhundert bereits ein Zentrum für den Handel war. In Frankfurt gibt es große Banken wie Commerzbank, JP Morgan, Credit Suisse und Royal Bank of Scotland, aber die Finanzindustrie hier sei im Vergleich zu London noch recht spät dran. Die Finanzwelt in Frankfurt ist enger mit der breiteren Wirtschaft verflochten und weniger autonom wie in London.
Deutsche Banker seien, laut dem Interviewpartner, weniger risikofreudig und kulturell gesehen etwas zurückhaltender und egalitärer als ihre Kollegen in London. Obwohl deutsche Banken in der Vergangenheit riskante Geschäfte getätigt haben, sei dies eher auf Naivität als auf eine echte Risikobereitschaft zurückzuführen. Die Beziehung zwischen Vertrauen und Risiko werde in Deutschland anders verstanden als in anderen Ländern, was zu Fehleinschätzungen bei Geschäften mit Partnern außerhalb Deutschlands führen kann. Die Frankfurter werden landesweit oft als arrogant und protzig wahrgenommen, vor allem aufgrund der Luxusgeschäfte und der vielen Luxusautos in der Stadt.