24.1 C
Frankfurt am Main
Friday, September 20, 2024

Giacomo Santiago Rogado, ‘Reality Blue’ bei Bernhard Knaus Fine Art, Frankfurt, Deutschland vom 30. Juni bis 3. September 2022.

Muss lesen

Blau ist Wasser, Himmel, Unendlichkeit oder, laut Yves Klein, ‘das Unsichtbare, das sichtbar wird’. In den neuesten Werken des Schweizer Künstlers Giacomo Santiago Rogado löst sich die Distanz zwischen Farbe und ihrer Wahrnehmung auf. Das Intuitive tritt in den Vordergrund. Rogados dritte Einzelausstellung bei Bernhard Knaus Fine Art bringt diese jüngsten Werke zusammen, die mit der Unmöglichkeit spielen, Dinge so wahrzunehmen, wie sie wirklich sind.
Schließe deine Augen und stelle dir einen Ozean vor. Wahrscheinlich dominiert die Farbe Blau in diesem Bild. Umgekehrt wird Blau automatisch mit größtenteils positiven Qualitäten und Dingen wie Ruhe oder dem Meer in Verbindung gebracht. Blau spielt auch oft eine zentrale Rolle in den Gemälden von Giacomo Santiago Rogado, wo der Künstler die Tiefe der Farbe mit dem Rest des Farbspektrums in harmonischen Kompositionen kombiniert. Diese Harmonie, basierend auf der meditativen Arbeitsweise des Künstlers, wird auf den Betrachter übertragen. Farben werden zu Figuren auf der Leinwand, die Kontakt zum Unterbewusstsein aufnehmen und meditative Prozesse in Gang setzen.
In seinen neuesten Gemälden setzt Rogado Entwicklungen fort, die bereits in früheren Werken angedeutet wurden. Der Künstler überträgt dabei Teile des Malakts auf die Materialien seiner Werke: Baumwolle, Pigment und Wasser. Kreisförmige Formen entstehen, Spuren von Farbbewegungen setzen sich auf der Leinwand oder dem Papier ab. Die Werke aus der Serie ‘Intuition’ zeigen ein Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit. Beide Komponenten scheinen aus ähnlichen Zentren zu entstehen, die jedoch nicht fest verortet werden können. Nuancen von Türkis bis Mitternachtsblau, von Karmesinrot bis Bordeauxrot, gehen Verbindungen ein und breiten sich weiter im Bildraum aus. Etwas Geheimnisvolles liegt in diesem Fluss von Formen und Farben. Es scheint fast, als ob höhere Kräfte bei seiner Entstehung am Werk wären. Und dieser Gedanke ist gar nicht so abwegig, denn Giacomo Santiago Rogados Werke lösen emotionale Kräfte im Betrachter aus, der eins wird mit den Gemälden und folglich in gewisser Weise auch mit dem Künstler selbst. ‘Der Maler bist du, der Maler bin ich.’ Diese Worte des Zen-Mönchs Seigaku Higuchi könnten den Effekt von Rogados Gemälden nicht passender beschreiben, die intuitiv-emotionale Bindungen zwischen dem betrachtenden Auge, dem Gemälde und seinem Maler.
Affektiv, meditativ, kontemplativ—so kann die Begegnung mit einem Gemälde von Giacomo Santiago Rogado beschrieben werden. Der Künstler überlässt es jedoch den Betrachtern, welche Emotionen beim Anblick seiner Werke ausgelöst werden. In der deutschen Sprache stammt das Wort ‘Betrachtung’ von ‘Achtung’ ab, das sowohl als Aufmerksamkeit als auch als Respekt vor etwas oder jemandem übersetzt werden kann. Das Verb ‘betrachten’ beschreibt dann einen gegenseitigen Austausch, in dem man seine Umgebung, aber auch sich selbst, besser kennenlernen kann. In der aktuellen Zeit, in der das Konzept der Achtsamkeit von den Medien überstrapaziert zu sein scheint, aber dennoch in Kontrast zur alltäglichen Übersättigung durch vielfältige Eindrücke seinen Reiz hat, ist es wichtiger als je zuvor, zu reflektieren, wohin die Aufmerksamkeit fließt. Wenn man beispielsweise Rogados Werk ‘Thrust’ als Einladung zur Reflexion versteht und ihr folgt, erhält man neue Eindrücke von der eigenen und einer gemeinsamen Realität. Das Unsichtbare bewegt sich möglicherweise ins Blickfeld.
Giacomo Santiago Rogado (*1979 in Luzern) lebt und arbeitet in Berlin, Luzern und Basel. Seine Werke wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Zürich, Berlin, Barcelona und London gezeigt. Rogados Werke sind in wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, wie beispielsweise der des Aargauer Kunsthauses Aarau oder den Sammlungen des Kunstmuseums St. Gallen und des Kunstmuseums Solothurn. Die raumgreifenden Installationen des Künstlers wurden zuletzt in der Städtischen Galerie Delmenhorst und der Kunsthalle Luzern ausgestellt. Pressemitteilung mit freundlicher Genehmigung von Bernhard Knaus Fine Art.

LEAVE A REPLY

Please enter your comment!
Please enter your name here

Der neueste Artikel