Die Schirn Kunsthalle Frankfurt eröffnet die erste deutsche Ausstellung über die Textilkünstlerin Hannah Ryggen, die auf ihrem kleinen Bauernhof an der norwegischen Küste Wandteppiche gegen den Faschismus und den Vietnamkrieg webte. Ryggen wurde 1894 in eine Arbeiterfamilie in Malmö, Schweden, geboren und lebte von 1924 bis zu ihrem Tod 1970 in Norwegen. Als überzeugte Sozialistin thematisierte sie politische Ereignisse und Konflikte in Europa der 1930er und 1940er Jahre in ihren Werken.
Ryggen kombinierte Elemente der Volkskunst und der europäischen Avantgarde mit mythologischen Symbolen und Szenen des täglichen Lebens in ihren Wandteppichen. Obwohl sie 1964 Norwegen auf der Biennale in Venedig vertrat, wurde ihre Arbeit oft als angewandte Kunst abgetan. Viele Werke stammen aus dem Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design in Trondheim. Angesichts zunehmender Ungleichheit, Nationalismus und Populismus wird Ryggens Werk als zeitgemäß angesehen.
Die Ausstellung umfasst Werke wie “Fishing in the Sea of Debt” (1933), ein Kommentar zur Auswirkung der Großen Depression auf die Fischer in Orlandet, wo Ryggen lebte. Ein weiteres Werk, “Grini” (1945), zeigt die Rettung ihres Mannes aus einem von den Nazis geführten Gefangenenlager. Zu den weiteren Werken gehört “Ethiopia” (1935), das einen Äthiopier zeigt, der einen Speer durch Mussolinis Kopf treibt. Die Ausstellung wird von der norwegischen Literatur im Ausland und der Sparebankstiftelsen DNB gesponsert.
Die Direktor der Schirn Kunsthalle, Philipp Demandt, betont, dass Ryggens politische Wandteppiche zunehmend innerhalb des zeitgenössischen Kunstkontexts Beachtung finden. Die Ausstellung “Hannah Ryggen” in der Schirn Kunsthalle Frankfurt läuft vom 26. September 2019 bis zum 12. Januar 2020.