“Kontroverse um Roberto Saviano: Einladung zur Frankfurter Buchmesse trotz Abwesenheit auf der offiziellen Liste”
Roberto Saviano: Ein literarischer Rebell bei der Frankfurter Buchmesse
Der italienische Bestsellerautor, Journalist und kritische Regierungskritiker Roberto Saviano nimmt dieses Jahr an der Frankfurter Buchmesse teil – jedoch nur dank einer speziellen Einladung der deutschen Organisatoren infolge einer Kontroverse in seinem Heimatland.
Saviano ist bekannt für seine unerschrockenen Berichte über die Mafia, insbesondere durch sein Buch „Gomorrah“ (2006) und sein neuestes Werk „Falcone“, das sich mit dem Leben und Tod des berühmten Anti-Mafia-Richters Giovanni Falcone befasst. In den letzten Jahren hat der Autor jedoch auch durch seine scharfe Kritik an der italienischen Regierung unter der Führung von Giorgia Meloni Aufmerksamkeit erregt. Letztes Jahr wurde er zu einer Geldstrafe von 1.000 Euro verurteilt, nachdem er Meloni aufgrund ihrer Migrationspolitik als "Bastard" bezeichnet hatte.
Ein Kontroverses Fehlen
Die diesjährige Frankfurter Buchmesse begrüßt Italien als Ehrengastland. Dabei überraschte das Fehlen von Saviano auf der offiziellen Autorenliste, die ursprünglich von der Italienischen Verlegervereinigung (AIE) zusammengestellt wurde. Über 40 italienische Schriftsteller reagierten mit einem offenen Brief und warfen der Regierung vor, kritische Stimmen zu unterdrücken und kulturelle Räume zunehmend zu politisieren.
Innocenzo Cipolletta, Chef der AIE, entschuldigte sich zwar und erklärte, dass bei der Auswahl keiner der Verlage Saviano vorgeschlagen habe, betonte jedoch, es habe keinen Ausschlusswillen gegeben. Trotz einer nachträglichen Einladung von Mauro Mazza, dem Leiter der italienischen Delegation, lehnte Saviano ab, was die Debatte noch weiter anheizte.
Ein Blick auf Italiens Regierung
Die Aufregung um Savianos Ausschluss fiel zeitlich zusammen mit der Verurteilung einer weiteren Journalistin, die Meloni beleidigt hatte, und stellt die italienische Regierung in ein zweifelhaftes Licht. Saviano nahm die Einladung von Jürgen Boos, dem Direktor der Buchmesse, schließlich an und machte klar, dass die vermeintlichen Erklärungen der AIE für ihn keinen Glauben erwecken.
Saviano kritisierte die italienische Kulturpolitik, die seiner Meinung nach für politische Einflussnahme anfällig sei, und Publikum wie Kritiker sehen in seinem Fall ein Symptom der illiberalen Tendenzen in Italien unter Melonis Regierung. PEN Berlin, unterstützt von der österreichischen Autorin Eva Menasse, bemerkte, dass die Nicht-Einladung Savianos nur die Aufmerksamkeit auf die unfreien Praktiken der aktuellen italienischen Politik lenken würde.
Italienischer Kulturminister Alessandro Giuli versicherte auf der Messe, die Meinungsfreiheit zu verteidigen, selbst wenn dies auf Kosten der eigenen Regierung ginge. Gleichzeitig warnte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein vor Gleichgültigkeit, die die Freiheit gefährden könnte, und hob Savianos Engagement für die Demokratie hervor.
Roberto Savianos turbulente Beziehung zur italienischen Politik wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen Autoren in einem sich verändernden nationalen Klima gegenüberstehen. Trotz der Kontroversen bleibt die Frankfurter Buchmesse ein Raum für Austausch und Freiheit, der Autoren wie Saviano eine Plattform bietet, ihre Stimmen zu Gehör zu bringen.