In Frankfurt wird eine bedeutende deutsche Retrospektive eines der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts eröffnet. Die Ausstellung “Boom for Real” zeigt die Vielfalt der Einflüsse auf das Werk von Jean-Michel Basquiat. Basquiat war der erste schwarze Superstar der Kunstwelt, ein Einwanderungskind einer puerto-ricanischen Mutter und eines haitianischen Vaters, Mitglied der Mittelschicht und zeitweise obdachlos. Trotz seiner Beliebtheit in der weißen Kunstwelt entsprach er nie dem Bild des wilden, harten Schwarzen, das Weiße in ihm sehen wollten. Er war belesen und mehrsprachig, trug Designeranzüge und hatte dennoch Schwierigkeiten, ein Taxi anzuhalten. Als er im Alter von 27 Jahren an einer Überdosis Heroin starb, hinterließ er ein Werk von rund 1.000 Gemälden und doppelt so vielen Zeichnungen.
Heutzutage werden Basquiats Bilder für Rekordpreise verkauft. Eines seiner unbetitelten Werke ging für 110 Millionen US-Dollar an einen japanischen Sammler. Doch welchen Wert hat sein Werk jenseits des Geldes? Der Kunsthistoriker und Basquiat-Kurator Dieter Buchhart betrachtet Basquiat als ein Vorbild, das es Afroamerikanern ermöglichte, sich für den ersten afroamerikanischen Präsidenten, Barack Obama, einzusetzen. Durch seine ironische Herangehensweise an die weiße Betrachtungsweise sowie seinen Protest gegen Rassismus und Unterdrückung ist er auch 20 Jahre nach seinem Tod immer noch ein Vorbild für viele junge Afroamerikaner, die in der “Black Lives Matter” Bewegung aktiv sind.
Basquiat wird als Pionier des Copy-and-Paste-Zeitalters angesehen. Die erste große Einzelausstellung des US-amerikanischen Künstlers in Deutschland seit 32 Jahren zeigt rund 100 seiner Gemälde, Zeichnungen, Notizen und Fotos in der Ausstellung “Boom for Real” in der Frankfurter Schirn Kunsthalle. Die Ausstellung läuft vom 16. Februar bis zum 27. Mai 2018 und ermöglicht deutschen Kunstfans und anderen Interessierten einen genaueren Blick auf Basquiats kunsthistorischen Wert.