Mehrere jüdische Organisationen, Politiker und eine Allianz von zivilgesellschaftlichen Gruppen versammelten sich zu einer Gedenkfeier und Protestkundgebung gegen ein Konzert von Roger Waters am Sonntagabend in Frankfurt. Sie beschuldigen den Mitbegründer von Pink Floyd des Antisemitismus – einer Anschuldigung, die er bestreitet. Waters hat auch ihre Kritik für seine Unterstützung der BDS-Bewegung auf sich gezogen, die zu Boykotten und Sanktionen gegen Israel aufruft. Obwohl Frankfurt zunächst versuchte, das Konzert zu verhindern, konnte Waters den Schritt erfolgreich vor einem örtlichen Gericht anfechten.
Die Veranstaltung findet in der Festhalle der Stadt statt, in der im November 1938 mehr als 3.000 Juden von den Nazis zusammengetrieben, geschlagen und misshandelt wurden und später in Konzentrationslager deportiert wurden. Gegen diesen historischen Hintergrund hätte das Konzert unter keinen Umständen stattfinden dürfen, so Sacha Stawski, Mitglied der jüdischen Gemeinde Frankfurt und Leiter der Gruppe Ehrlich Besorgt, die die Proteste mitorganisierte.
Letzte Woche eröffnete die Polizei in Berlin eine Untersuchung gegen Waters wegen des Verdachts der Volksverhetzung aufgrund eines Kostüms, das er trug, als er in der deutschen Hauptstadt auftrat. Waters wies diese Vorwürfe in einer Erklärung auf Facebook und Instagram zurück. Während der Zeremonie und der Proteste am Sonntag vor dem Konzertort in Frankfurt lasen die Demonstranten die Namen von 600 Juden vor, die am 9. November 1939 in der Festhalle zusammengetrieben wurden, der sogenannten Kristallnacht.
Vor Beginn des Auftritts verteilten rund 400 Demonstranten Flugblätter an Konzertbesucher und schwenkten israelische Flaggen. Andere hielten Banner mit Slogans wie “Israel, wir stehen zu dir” oder “Roger Waters, wünschten du wärst nicht hier” in Anspielung auf das berühmte Lied von Pink Floyd “Wish You Were Here” hoch. Demonstranten in München protestierten gegen ein Konzert von Waters Anfang des Monats, nachdem der Stadtrat erklärt hatte, die Möglichkeit einer Absage des Konzerts geprüft zu haben. Letztes Jahr sagte die polnische Stadt Krakau Konzerte von Waters wegen seiner wohlwollenden Haltung gegenüber Russland im Krieg gegen die Ukraine ab.