Kontroversen um Italiens Auftritt als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse: AIE-Präsident Innocenzo Cipolletta verteidigt die Teilnahme
Innocenzo Cipolletta verteidigt Italiens Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse
Ein umstrittener Auftritt
Die Frankfurter Buchmesse, die älteste und größte Buchmesse der Welt, hat in diesem Jahr Italien zum Ehrengast ernannt. Dies ist das erste Mal seit 1988, dass Italien diese angesehene Position einnimmt. Die italienische Delegation, angeführt von Innocenzo Cipolletta, dem Präsidenten der Italienischen Verlegervereinigung (AIE), sorgt jedoch für Kontroversen. Die Anwesenheit von Mitgliedern der Regierung unter Premierministerin Giorgia Meloni und das Fehlen wichtiger Literaturgrößen werfen Fragen auf.
Politische Spannungen im Literaturbetrieb
Die Anwesenheit prominenter italienischer Schriftsteller und Persönlichkeiten der Kultur ist ein zentrales Element der Buchmesse. Unter den eingeladenen Sprechern sind Physiker und Autor Carlo Rovelli, die Schriftstellerin Susanna Tamaro und der Philosoph Stefano Zecchi. Dennoch wird das Fehlen von Roberto Saviano, bekannt für seine kritischen Betrachtungen der italienischen Mafia und der gegenwärtigen politischen Lage, besonders hervorgehoben. Saviano war in der Vergangenheit Wahlkampfziel der Meloni-Regierung und hatte sich dort einen Streit mit dieser eingehandelt.
Cipolletta erklärte, dass Saviano ursprünglich nicht berücksichtigt wurde, weil die Programmgestaltung auf Vorschlägen von Verlegern basierte. "Es gab viele Missverständnisse, und das bedauern wir sehr, aber niemand wollte Saviano aus politischen Gründen ausschließen", sagte er. Saviano selbst sieht seine Teilnahme an der Messe jedoch nicht als Sieg, sondern als Akt des Widerstands.
Italienische Literatur im Aufbruch
Italien erlebte bei seiner letzten Teilnahme an der Buchmesse in 1988 eine Blütezeit der Literatur, repräsentiert durch Größen wie Umberto Eco. Bei der diesjährigen Messe steht das Motto "Wurzeln in der Zukunft" im Vordergrund, was eine Hommage an die reiche kulturelle Vergangenheit Italiens darstellt. Cipolletta hebt hervor, dass die heutigen Verkaufszahlen im italienischen Verlagswesen nach der Pandemie einen neuen Höchststand erreicht haben.
"In den Buchhandlungen erscheinen neue Autoren, die die Geschichte des heutigen Italiens erzählen", sagt er und betont, dass die Verkaufszahlen von Übersetzungsrechten im Ausland in den letzten 20 Jahren viermal gestiegen sind.
Freiheit der Meinungsäußerung
Trotz der Vielfalt in der italienischen Delegation äußern andere Autoren Bedenken über eine mögliche politische Voreingenommenheit in der Programmgestaltung. Paolo Giordano, ein bekannter Schriftsteller, erklärte: "In unserem Land wird die Meinungsfreiheit bestraft." Antonio Scurati berichtete über seine Erfahrungen von Zensur durch den Staat.
Cipolletta wies diese Vorwürfe vehement zurück und betonte, dass alle Autoren auf der Frankfurter Buchmesse das Recht haben, frei zu sprechen. "Es ist kein Thema verboten; im Gegenteil, es wird gefördert", versichert er.
Fazit
Die Teilnahme Italiens an der Frankfurter Buchmesse bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Während die Veranstaltung eine Plattform für italienische Literatur bietet und den internationalen Austausch fördert, bleibt die politische Landschaft in Italien angespannt. Die breite Palette an Stimmen und Perspektiven im Literaturbetrieb könnte somit sowohl ein Symbol des Fortschritts als auch ein Zeichen für den fortwährenden Kampf um die Freiheit der Meinungsäußerung darstellen. Es bleibt abzuwarten, wie diese Dynamik die Diskussionen auf der Messe prägt.