Plastik ist überall: in Sneakers, Zahnprothesen, Computern und natürlich auch in der Kunst. Der Durchbruch des praktisch unzerstörbaren Materials in der Kunstszene erfolgte in den 1960er Jahren, nachdem es bereits Jahrzehnte zuvor avantgardistische Bewegungen in Paris inspiriert hatte. Die erste Skulptur aus Plastik wurde 1916 von dem russischen Bildhauer Naum Gabo geschaffen. Doch nicht alle Plastiken sind identisch. Mit dem Aufkommen von Plexiglas in den 1930er Jahren eröffneten sich neue Möglichkeiten für Künstler, die mit Transparenz und Reflexionen experimentierten. Die Künstler der Zero-Gruppe nutzten in den späten 1950er Jahren die Möglichkeiten dieses neuen Plastiks, um ihre Lichtskulpturen zu realisieren.
Die Grenzen zwischen Kunst und Mode verschwammen, als Künstler wie Thomas Bayrle oder Niki de Saint Phalle sich ebenfalls dem Reiz des Plastiks hingaben. Kritiker wie die französischen Künstler des Nouveau Realisme wie Christo & Jeanne-Claude, Cesar und Arman schufen Kunstwerke, die Plastik als Symbol für den Konsumismus und die Wegwerfgesellschaft kritisierten. Arman sprach bereits in den 1970er Jahren von der Überflutung der Welt mit Abfall und Ausschuss.
Die Ausstellung “Plastic World” in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt zeigt die Anziehungskraft und die Nachteile von Plastik in der Kunst. Die Werke reichen von der Euphorie der Popkultur über den futuristischen Einfluss des Weltraumzeitalters bis hin zu zeitgenössischen ökokritischen Arbeiten. Plastik ist ein Fluch und ein Segen; es ist unzerstörbar, ähnlich wie der Kunstbegriff selbst.