Am 27. November 2021 fährt eine Gruppe von mutmaßlichen Drogendealern und Mitgliedern der berüchtigten italienischen ‘Ndrangheta-Mafia-Organisation zusammen mit einem Mann aus Guinea-Bissau durch das Stadtzentrum von Frankfurt auf dem Weg zu einer Vorstadt-Pizzeria. Sie diskutieren offen über “große Deals” und “Geschäfte zwischen Südamerika, Afrika und Europa”, ohne zu bemerken, dass das Auto, in dem sie reisen, abgehört wird. Italienische Behörden haben seit Jahren zwei Clans im Großraum Frankfurt im Visier. Deutsche Organisierte Kriminalität Einheiten überwachen ebenfalls das Treffen. Der Mann aus Guinea-Bissau, den die Kalabrier als “Il Politico” bezeichnen, hat ebenfalls das Interesse der Ermittler auf sich gezogen.
Der Journalisten-Untersuchung in Deutschland zufolge kehrt “Il Politico” am 27. Dezember 2021 nach Frankfurt zurück, um weitere Details der Deals mit den Kalabriern zu klären. Er wird von Polizeibeamten gestoppt und präsentiert einen bissau-guineischen Diplomatenpass, der ihn als Malam Bacai Sanha Junior, den Sohn des früheren Präsidenten Malam Bacai Sanha, identifiziert. Bacaizinho wird in den USA wegen Drogendelikten untersucht, nachdem er 2022 in Tansania von DEA-Agenten verhaftet wurde. Ein Urteil wird später in diesem Jahr erwartet.
Das Forschungsteam hatte auch Zugang zu Aussagen von DEA-Agenten, die Hinweise darauf enthalten, dass Bacaizinho möglicherweise mit dem Putschversuch in Guinea-Bissau im Februar 2022 in Verbindung stand. Die Aussagen deuten darauf hin, dass Bacaizinho persönlich am Putschversuch beteiligt sein könnte und davon träumt, eines Tages die Präsidentschaft in Guinea-Bissau zu übernehmen, um dort ein Drogenregime zu etablieren.
Der Fall Bacaizinho verdeutlicht die Komplexität des Drogenproblems in Guinea-Bissau und die Verbindungen zwischen Drogenhandel, organisierter Kriminalität und politischen Akteuren. Guinea-Bissau gilt als ein wichtiger Umschlagplatz für den Drogenhandel, insbesondere für Kokain, und hat seit seiner Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1974 neun Putsche oder Putschversuche und mehrere politische Morde erlebt.
Die Hauptverdächtigen im Prozess gegen die mutmaßlichen Putschisten sind der ehemalige Chef der guinea-bissauischen Marine, Vizeadmiral Jose Americo Bubo Na Tchuto, und andere, die im Zusammenhang mit dem Putschversuch eingesperrt waren. Der Prozess soll bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Die Unschuldsvermutung gilt bis dahin in Bezug auf die Anschuldigungen gegen Drogenschmuggel und die Anschuldigung, ein Drahtzieher des Putschversuchs in Guinea-Bissau zu sein.