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Friday, September 20, 2024

Neue Studie der Goethe-Universität Frankfurt zeigt: Auch behandeltes Abwasser beeinflusst unsere Flüsse.

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Kläranlagen sind zweifellos ein großartiger Fortschritt. Immerhin haben sie einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Qualität natürlicher Gewässer geleistet. Eine in der Zeitschrift “Water Research” veröffentlichte Studie zeigt jedoch, dass immer noch Stoffe in den Wasserkreislauf gelangen, die sich auf die Zusammensetzung der darin lebenden Organismen auswirken.

Effluente von Kläranlagen haben einen doppelten Effekt: Einige Arten verschwinden, während andere davon profitieren. Vor allem bestimmte Insektenordnungen, wie z.B. Steinfliegen- und Köcherfliegenlarven, werden dezimiert. Bestimmte Würmer und Krebstiere können hingegen in ihrer Anzahl zunehmen. Ein Team der Goethe-Universität Frankfurt unter der Leitung von Daniel Enns und Dr. Jonas Jourdan hat dies in einer umfassenden Studie bestätigt, die nun in der Zeitschrift “Water Research” veröffentlicht wurde. Sie untersuchten 170 Kläranlagen in Hessen in Bezug auf die Artenzusammensetzung.

Kläranlagen sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer modernen Infrastruktur; sie haben einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Qualität unserer Oberflächengewässer geleistet. Ihre Fähigkeit, sogenannte Mikroschadstoffe vollständig aus dem Abwasser zu entfernen, ist jedoch meist begrenzt. Diese Stoffe, wie z.B. Wirkstoffe aus Arzneimitteln und Körperpflegeprodukten, Pestizide und andere synthetische Substanzen gelangen über das behandelte Abwasser in Gewässer und belasten Flüsse und Bäche zusätzlich. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass die Gemeinden von Wirbellosen nach solchen Abwassereinleitungen im allgemeinen von schadstofftoleranten Taxa dominiert werden.

Behandeltes Abwasser wird in ein nahe gelegenes Gewässer abgeleitet. Auf diese Weise gelangen zahlreiche Spurensubstanzen in unsere Gewässer. (Foto: Jourdan) Bisher war jedoch unklar, wie weit verbreitet diese Veränderungen sind. Aus diesem Grund hat ein Team von Biologen der Goethe-Universität Frankfurt nun umfassend untersucht, wie das Abwasser von 170 Kläranlagen in Hessen die Artenzusammensetzung von Wirbellosen beeinflusst. Dies hat zu einer Änderung der gängigen Vorstellung geführt, dass durch den Menschen verursachte Belastungen die Anzahl der Arten in einem Lebensraum und damit deren Vielfalt reduzieren: Vielmehr deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine Verschiebung in der Artenzusammensetzung beobachtet werden kann. Die Forscher konnten signifikante Verschiebungen in der Zusammensetzung der Arten gemeinschaft zwischen Standorten stromaufwärts und stromabwärts von Kläranlagen feststellen. Einige Arten wurden durch Effluente von Kläranlagen besonders beeinträchtigt – wie z.B. Steinfliegen- und Köcherfliegenlarven, die an einigen Orten vollständig verschwinden. Andere Taxa, wie bestimmte Würmer und Krebstiere, hingegen profitieren und sind in größerer Zahl zu finden. Diese Veränderungen sind besonders in Bächen und kleineren Flüssen zu beobachten. Insgesamt verändern Kläranlagen die Bedingungen stromabwärts zugunsten von schadstofftoleranten Taxa und zum Nachteil sensibler Arten.

Wie können wir die Wasserbelastung reduzieren? Moderne Behandlungstechniken wie Ozonierung oder Aktivkohlefiltration können die Wasseraufbereitung in Kläranlagen effizienter machen, um eine größere Palette von Schadstoffen, einschließlich vieler Spurensubstanzen, aus dem Abwasser zu entfernen, bevor es in die Umwelt freigesetzt wird. Die Zusammenlegung kleinerer Kläranlagen kann ebenfalls dazu beitragen, die Belastung der Umwelt zu reduzieren. Unabhängig von den ergriffenen Maßnahmen ist es wichtig sicherzustellen, dass die Oberlaufabschnitte nicht bereits geschädigt sind und sich in einem guten chemischen und strukturellen Zustand befinden.

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