Im September 1944 erklärte Max Horkheimer, Mitbegründer des Instituts für Sozialforschung – auch bekannt als die Frankfurter Schule – und der von ihm entwickelten „kritischen Theorie“, dass die Juden bewusst oder unbewusst zu den Märtyrern der Zivilisation geworden seien. Inmitten des Völkermords an den europäischen Juden und des Höhepunkts des Zweiten Weltkriegs sei ihr Schutz zum Symbol für alles geworden, wofür die Menschheit stehe. In der heutigen Kulturkampfdebatte, die durch den erzwungenen Rücktritt der Harvard-Präsidentin Claudine Gay ausgelöst wurde, stehen viele ähnliche Themen im Zentrum, die die Frankfurter Schule damals beschäftigten und die jetzt womöglich über das Schicksal der Demokratie in den USA entscheiden könnten.
Gay’s moralische Feigheit im Angesicht der offensichtlich betrügerischen Frage von Vertreterin Elise Stefanik zur Völkermord-Thematik zeigte nicht nur Gay’s Ungeeignetheit für die Führung der weltweit führenden Forschungsuniversität, sondern auch den tieferen intellektuellen und politischen Verfall an der Spitze der amerikanischen akademischen Welt. Die Verleumdungstaktik von Stefanik zielte darauf ab, falsche Anschuldigungen zu verbreiten und kritische Fragen unter Ausnutzung der „großen Lüge“ zu stellen – eine Technik, die auch von Donald Trump erfolgreich eingesetzt wurde. Vielleicht hätte ein Moment der akademischen Integrität Gay und ihren Kollegen in dieser brenzligen Situation geholfen.
Die Unterstellung von Völkermordforderungen auf dem Campus war eindeutig ein falscher Vorwurf, der von Israel’s Hasbara-Maschine falsch interpretiert und in den sozialen Medien viral verbreitet wurde. Dies verdeutlicht den aktuellen Angriff auf die „realitätsbasierte Gemeinschaft“ in der akademischen Welt und in den Medien, besonders im Hinblick auf Kritik an Israel. Trotz der Opfergaben und treuen Ergebenheit gegenüber Israel wurden Magill und Gay geopfert, um die Macht einer junger Kongressabgeordneten zu demonstrieren. Die Propaganda um die Unterstützung israelischer Kolonialismus hat die amerikanische Innen- und Außenpolitik vergiftet und der Welt einsetzenden Schaden zugefügt.
Heute stehen Universitäten, Medien und Kulturinstitutionen im Zentrum des politischen Kulturkampfes, ähnlich wie vor einem Jahrhundert die Frankfurter Schule. Durch transnationale Solidaritätsnetzwerke können der akademische Widerstand gegen falsche Narrative und die Kampagne für Gerechtigkeit und Emanzipation in Bezug auf Palästina gestärkt werden. Es wird deutlich, dass die Zukunft der Universität eng mit den Bewegungen für Palästina verbunden ist, die weltweit für soziale, ökonomische und klimatische Gerechtigkeit eintreten.