Die Deutsche Bahn hat Pläne für internationale Hochgeschwindigkeitszüge zwischen London, Köln und Frankfurt aufgrund von “Änderungen” im “wirtschaftlichen Umfeld” vorerst auf Eis gelegt. Ob der stockende Brexit-Prozess eine Rolle bei der Entscheidung spielte, wollte das Unternehmen jedoch weder bestätigen noch dementieren.
Die Züge sollten unter dem Label ICE direkt von Deutschland nach London verkehren, jedoch sind technische und wirtschaftliche Gründe, wie die Nicht-Registrierung des Zuges in Belgien und verstärkter Wettbewerb durch Billigfluggesellschaften, ausschlaggebend für die Einstellung des Projekts. Die Verlagerung von Finanzdienstleistungen von London nach Frankfurt nach dem Brexit könnten jedoch in Zukunft die Nachfrage nach einer Hochgeschwindigkeitsverbindung erhöhen.
Eurostar betreibt bereits Verbindungen von London nach Amsterdam über Rotterdam in den Niederlanden. Die originalen Pläne der Deutschen Bahn sahen vor, auch nach Amsterdam zu fahren, was zu einer direkten Konkurrenz mit Eurostar auf der niederländischen Route geführt hätte. Die Grenzkontrolle in Amsterdam und Rotterdam stellt jedoch eine Herausforderung dar, da Passagiere derzeit in Brüssel umsteigen müssen. Britische Passagiere müssen außerdem auf kontinentale Bahnhöfe speziell für Pass- und Sicherheitskontrollen umgerüstet werden, was erhebliche Investitionen erfordert.
Die neuen e320-Züge von Eurostar sind technisch ähnlich wie die neueren Züge der Deutschen Bahn und können auf dem in Deutschland verwendeten Oberleitungsnetz fahren. Trotzdem gibt es bisher keine offiziellen Pläne für Zugverbindungen nach Deutschland. Mit zunehmender Geschwindigkeit der Bahnstrecken in Europa werden jedoch längere Hochgeschwindigkeitsverbindungen eingeführt, die eine attraktive Alternative zum Flugverkehr bieten. Die Marktentwicklung zeigt, dass Zugreisen von bis zu vier Stunden Marktanteile von Flugreisen erobern können – längere Strecken wie von Paris nach Barcelona bedürfen jedoch derzeit ca. sechs Stunden.