Adorno und Benjamin diskutierten über Kunst im technologischen Zeitalter und führten eine der reichsten geistigen Unterhaltungen des zwanzigsten Jahrhunderts. In Jonathan Franzens Roman „Die Korrekturen“ aus dem Jahr 2001 geht ein entehrter Akademiker namens Chip Lambert, der die marxistische Theorie zugunsten des Drehbuchschreibens aufgegeben hat, zur Strand Bookstore in Manhattan, um seine Bibliothek dialektischer Werke zu verkaufen. Diese Theoretiker, darunter Adorno, Habermas, Jameson und andere, die einst stolz als Markierungen der Ernsthaftigkeit präsentiert wurden, sind nun wohl in Kartons in Garagen versteckt oder ganz weggeschmissen worden.
In den neunziger Jahren, der Zeit, in der „Die Korrekturen“ spielt, waren solche düsteren Ansichten unpopulär. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte der freie Marktkapitalismus gesiegt und scheinbar niemand schien ernsthaft verletzt zu sein. Angesichts der heutigen Ereignisse könnte es jedoch an der Zeit sein, diese Texte wieder hervorzukramen. Wirtschafts- und Umweltkrise, Terrorismus und Gegenmaßnahmen, zunehmende Ungleichheit, unkontrollierte Tech- und Medienmonopole, das Absterben intellektueller Institutionen und eine vermeintlich befreiende Internetkultur, in der wir ständig prüfen, ob wir beobachtet werden: Nichts davon hätte die Propheten von Frankfurt überrascht.
Die Denker der Frankfurter Schule und der Kritischen Theorie erleben derzeit eine bescheidene Wiederauferstehung. Sie werden in klugen Magazinen wie n+1, The Jacobin und The Baffler zitiert. Evgeny Morozov verwendet kritisiert den Internet-Boosterismus und zitiert Adornos frühen Mentor Siegfried Kracauer. Die Debatte um Massenkultur zwischen Benjamin, der das Populäre als Widerstandspotenzial sah, und Adorno, der Popkultur als Instrument der Kontrolle betrachtete, erreichte ihren Höhenpunkt nach Benjamins Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. Adorno und Benjamin waren Pioniere im kritischen Denken über Populärkultur und nahmen diese ernst.
Die Biografien von Benjamin und Adorno zeigen das Zerbröckeln der alten europäischen Bourgeoisie. Benjamin war in Berlin geboren und stammte aus einer wohlhabenden Familie, während Adorno, der aus Frankfurt stammte, ebenfalls in komfortablen Verhältnissen aufwuchs. Benjamin hatte eine kompliziertere Persönlichkeit mit bohemienhaften Neigungen, während Adorno sich im akademischen Bereich etablierte und sich mit Komposition und Philosophie beschäftigte. Die Frankfurter Schule untersuchte die moderne Kultur intensiv und machte einen wichtigen Beitrag zur Kunst- und Kritiktheorie, indem sie zeigte, dass jedes Objekt, egal wie trivial, einer eingehenden Betrachtung wert ist.