Margarete Schütte-Lihotzky wird als Schöpferin der ersten Einbauküche gefeiert, die darauf abzielte, die Zeit für Hausarbeiten zu verkürzen. Aber ihre “Sozialarchitektur” war nur ein Teil ihrer tiefen politischen Überzeugungen – eine Reise, die sie zum kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus führte. Ihr bedeutendstes Werk, die “Frankfurter Küche”, ist heute sogar im New Yorker Museum of Modern Art zu finden. Diese kleine Küche war bekannt für ihre effiziente Raumnutzung und erschwinglichen Preis und war so gestaltet, dass die Übergänge zwischen Aufgaben mit einer Stoppuhr gemessen werden konnten.
Schütte-Lihotzky hatte jedoch keine Lust, nur als Innenarchitektin bekannt zu sein. In Wahrheit hat die österreichische Architektin dank ihrer sozialistischen Politik viel mehr bewirkt. Geboren im Jahr 1897 in Wien, folgte ihr Leben einem ganz anderen Kurs als dem traditionellen Frauenbild ihrer Zeit. Ihre ersten Erfahrungen als Architektin machte sie nach dem Ersten Weltkrieg in Wien unter anderem bei der Stadtsiedlungsgesellschaft, wo sie sich für die ärmeren Gesellschaftsschichten einsetzte. Inspiriert von den Ereignissen am Ende des Krieges begannen viele Architekten und Künstler, sich den Bedürfnissen der einfachen Leute zu widmen.
In den 1920er Jahren war das sozialistische Wien besonders bekannt für seine umfangreichen Wohnungsbauprojekte. Schütte-Lihotzky trug zur Planung von einem der vierhundert Wohnblöcke bei und setzte sich für eine soziale Architektur ein, die die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse verbessern sollte. Über die Jahre hinweg war sie politischen und gesellschaftlichen Veränderungen stark verbunden und entwickelte sich schließlich zu einer überzeugten Kommunistin. Sie war von den Errungenschaften des Sozialdemokratischen Wiens beeindruckt und wurde schließlich Mitglied der KPÖ, der österreichischen Kommunistischen Partei. In Moskau und später in der Türkei arbeitete sie erfolgreich an verschiedenen Bauprojekten weiter.
Während des Zweiten Weltkriegs kehrte Schütte-Lihotzky zurück nach Wien und schloss sich dem antifaschistischen Widerstand an. Nach ihrer Verhaftung und der Entlassung nach Kriegsende wurde sie aufgrund ihrer politischen Überzeugungen in der Nachkriegszeit in Wien geächtet und erhielt selten öffentliche Bauverträge. Dennoch blieb sie ihren politischen Überzeugungen treu und kämpfte weiterhin für eine bessere Welt und Gerechtigkeit. Ihr Leben und Werk sind ein bedeutendes Zeugnis ihrer Überzeugungen und ihres Engagements für soziale Gerechtigkeit.