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Friday, September 20, 2024

Wie ein Kurator dieses Zeichnung Michelangelo zuschrieb

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Nächste Woche wird im Metropolitan Museum of Art die Ausstellung „Michelangelo: Göttlicher Zeichner und Designer“ eröffnet, die mehr als 130 Michelangelo-Zeichnungen zeigt. Die Zeichnungen stammen von verschiedenen Institutionen aus der ganzen Welt und erstrecken sich über das lange kreative Leben des Künstlers. Ein Werk sticht hervor: eine Zeichnung mit schwarzer Kreide auf weißem Papier aus dem Jahr 1530, die die Kuratorin Carmen C. Bambach als Werk von Michelangelo identifiziert hat. Das Fragment einer Seite aus dem Städel Museum in Frankfurt zeigt zwei Figuren, von denen eine ein liegender nackter Mann ist.

Einige Experten hielten die Zeichnung zunächst für eine Kopie eines Werkes von Michelangelo, das von Giorgio Giulio Clovio stammt. Clovio war bekannt dafür, im 16. Jahrhundert viele solcher Reproduktionen anzufertigen. Dr. Bambach jedoch hatte Zweifel und konnte anhand von stilistischen Merkmalen nachweisen, dass es sich tatsächlich um ein Werk von Michelangelo handelt. Die Schrift über dem Bild wurde einem Zeitgenossen Michelangelos, Sebastiano del Piombo, zugeordnet, da die Schriftzüge mit Meeresschnecken endeten, was für ihn typisch war.

Die Schriftzüge in Sebastiano del Piombos Stil sind ein Hinweis darauf, dass die handschriftlichen Notizen in dem Werk möglicherweise von ihm stammen. Trotzdem gibt es keine Beweise, dass das gesamte Werk von Sebastiano ist. Die tief eingravierten Konturen des Körpers des nackten Mannes sind ein Hinweis auf Michelangelos Stil. Die Ausstellung „Michelangelo: Göttlicher Zeichner und Designer“ bietet eine Gelegenheit, verschiedene Werke des Meisters zusammen zu betrachten und Rückschlüsse auf die Urheberschaft zu ziehen. Dr. Bambach betont die Bedeutung der Zusammenstellung von Werken bei der Zuordnung an Künstler.

Die Ausstellung umfasst eine Vielzahl von Werken und erfordert eine sorgfältige Untersuchung jedes einzelnen Stücks. Die Zuordnung eines Werkes zu einem bestimmten Künstler basiert auf verschiedenen Merkmalen, darunter Stil, Schrift und die Gesamtheit des künstlerischen Schaffens. Dr. Bambach weist darauf hin, dass ein einzelnes Werk oft nicht ausreicht, um eine klare Zuordnung vorzunehmen, sondern dass dies im Kontext anderer Werke und Fakten über das Leben des Künstlers geschehen sollte. Trotz ihrer neuen Theorie zur Handschrift von Sebastiano del Piombo bleibt die Zuordnung des Werkes zu Michelangelo die einfachste Erklärung. Die Forscherin betont jedoch, dass sie bereit ist, ihre Ansprüche anzuzweifeln und offen für gegenteilige Beweise ist.

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